Rechtsprechung
BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66, 2 BvR 355/66, 2 BvR 524/66, 2 BvR 566/66, 2 BvR 567/66, 2 BvR 710/66, 2 BvR 79/67, 2 BvR 171/67, 2 BvR 431/67 |
Volltextveröffentlichungen (4)
- DFR
Dienstflucht
- opinioiuris.de
Dienstflucht
- rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
BVerfGG § 93a Abs. 2; GG Art. 103 Abs. 3
Tatbegriff bei wiederholter Nichtbefolgung einer Einberufung zum zivilen Ersatzdienst - juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Kurzfassungen/Presse
- Wolters Kluwer (Leitsatz)
ErsatzdienstG - Gewissensenstcheidung - Nichtbefolgung einer Einberufung - Verurteilung wegen Dienstflucht - Abweichung ohne Anrufung des Plenums
Verfahrensgang
- AG Nürnberg, 07.12.1965 - 251 Ms 88/65
- LG Nürnberg-Fürth, 18.03.1966 - 848 Ns 776/65
- LG Nürnberg-Fürth, 01.04.1966 - Ns 44/66
- LG Ravensburg, 05.04.1966 - Ns 61/66
- AG Nürtingen, 21.04.1966 - 4 Ds 45/66
- OLG Stuttgart, 23.05.1966 - 3 Ss 743/64
- OLG Stuttgart, 23.05.1966 - 3 Ss 83/66
- LG Nürnberg-Fürth, 23.06.1966 - 787 Ns 632/65
- LG Stuttgart, 06.07.1966 - 1 Ns 598/66
- AG Ulm, 15.07.1966 - 2 Ms 9/66
- OLG Stuttgart, 04.08.1966 - 2 Ss 376/66
- BayObLG, 23.08.1966 - RReg. 4a St 86/66
- BayObLG, 23.08.1966 - RReg. 4a St 88/66
- OLG Stuttgart, 31.10.1966 - 4 Ss 544/66
- LG Aachen, 06.12.1966 - 11 Ms 20/65
- LG Ulm, 11.01.1967 - II Ns 312/66
- OLG Stuttgart, 06.03.1967 - 3 Ss 88/67
- OLG Köln, 19.05.1967 - Ss 88/67
- BVerfG, 11.07.1967 - 2 BvR 566/66
- BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66, 2 BvR 355/66, 2 BvR 524/66, 2 BvR 566/66, 2 BvR 567/66, 2 BvR 710/66, 2 BvR 79/67, 2 BvR 171/67, 2 BvR 431/67
- BVerfG, 21.01.1969 - 2 BvR 566/66
Papierfundstellen
- BVerfGE 23, 191
- NJW 1968, 982
- MDR 1968, 560
- DÖV 1968, 245
Wird zitiert von ... (71) Neu Zitiert selbst (6)
- BVerfG, 20.12.1960 - 1 BvL 21/60
Kriegsdienstverweigerung I
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
b) Art. 4 Abs. 3 GG schützt nur die prinzipielle Verweigerung des Kriegsdienstes mit der Waffe auf Grund einer Gewissensentscheidung des Einzelnen, der für sich den Dienst mit der Waffe in Krieg und Frieden schlechthin und allgemein ablehnt (BVerfGE 12, 45 [58]).Gewissensentscheidung ist jede ernste, sittliche, das heißt an den Kategorien von "gut" und "böse" orientierte Entscheidung, die der Einzelne in einer bestimmten Lage als für sich bindend und unbedingt verpflichtend innerlich erfährt, so daß er gegen sie nicht ohne ernste Gewissensnot handeln könnte (BVerfGE 12, 45 [55]).
- BVerfG, 04.10.1965 - 1 BvR 112/63
Ersatzdienstverweigerer
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
c) Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 4. Oktober 1965 (BVerfGE 19, 135 ff.), die eine Bestrafung der Ersatzdienstverweigerung aus Gewissensgründen verfassungsrechtlich für zulässig erachte, bedürfe angesichts der in der Literatur mit erheblichen Gründen mehrfach erhobenen Kritik einer nochmaligen Überprüfung.Das Bundesverfassungsgericht habe bereits entschieden (BVerfGE 19, 135 ff.), daß das Grundrecht der Gewissensfreiheit nach Art. 4 Abs. 1 GG einer Heranziehung der Zeugen Jehovas zum zivilen Ersatzdienst und ihrer Bestrafung wegen der Verweigerung dieser Dienstpflicht nicht entgegenstehe.
- BVerfG, 20.04.1966 - 1 BvL 28/64
Mehrfachverurteilung bei Dienstflucht
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
Dies habe das Bundesverfassungsgericht ebenfalls sowohl in einem nach § 93a BVerfGG gefaßten Beschluß vom 24. Mai 1966 (1 BvR 27/65) als auch in einem Vorlageverfahren (Beschluß vom 20. April 1966 - 1 BvL 28/64 - = BVerfGE 20, 35) bereits ausgesprochen.b) In dem Beschluß vom 20. April 1966 - 1BvL 28/64 - (BVerfGE 20, 35) - hat der Erste Senat eine Vorlage des Landgerichts Bremen wegen verfassungsrechtlicher Prüfung des § 37 ErsDiG (jetzt § 53) für unzulässig erklärt.
- BVerfG, 15.01.1958 - 1 BvR 400/51
Lüth - Boykottaufruf, mittelbare Drittwirkung der Grundrechte
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
b) Legt man diese vor Inkrafttreten des Grundgesetzes entwickelten Grundsätze der Auslegung des Art. 103 Abs. 3 GG zu Grunde, so darf man nicht außer acht lassen, daß dieses bestehende ältere Recht mit Inkrafttreten des Grundgesetzes inhaltlich auf die objektive Wertordnung des Grundgesetzes ausgerichtet wird (BVerfGE 7, 198 [205]). - BVerfG, 05.03.1968 - 1 BvR 579/67
Zeugen Jehovas
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
c) Auch von der in dem Beschluß des Ersten Senats vom 5. März 1968 - 1 BvR 579/67 - niedergelegten Rechtsauffassung weicht die vorliegende Entscheidung nicht ab. - BVerfG, 21.01.1969 - 2 BvR 710/66
Gegenstandswertfestsetzung und Auslagenerstattung im …
Auszug aus BVerfG, 07.03.1968 - 2 BvR 354/66
in dem Verfahren über die Verfassungsbeschwerden 1. des Erhard Kü... gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 23. Mai 1966 (3 Ss 743/65) - 2 BvR 354/66 - 2. desBernd Str... gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 23. Mai 1966 (3 Ss 83/66) - 2 BvR 355/66 - Bevollmächtigte zu 1 und 2: a) Prof. ... b) Rechtsanwalt ... - 3. des Oskar Sta... gegen a) das Urteil des Schöffengerichts Nürnberg vom 7. Dezember 1965 (251 Ms 88/65) b) das Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 1. April 1966 (Ns 44/66) c) den Beschluß des Bayerischen Obersten Landesgerichts vom 23. August 1966 (4a St 88/66) - 2 BvR 566/66 - 4. des Wilhelm Stö... gegen das Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 18. März 1966 (848 Ns 776/65) b) den Beschluß des Bayerischen Obersten Landesgerichts vom 23. August 1966 (4a St 86/66) - 2 BvR 567/66 - 5. des Alfred Ra... gegen a) das Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 23. Juni 1966 (787 Ns 632/65) b) den Beschluß des Bayerischen Obersten Landesgerichts vom 22. Dezember 1966 (4a St 120/66) - 2 BvR 79/67 - Bevollmächtigte zu 3 bis 5: Rechtsanwälte ... - 6. des Klaus To... - Bevollmächtigte: Rechtsanwälte ... - gegen a) das Urteil des Schöffengerichts Biberach/Riß vom 8. Februar 1966 (2 Ms 68/65) b) das Urteil des Landgerichts Ravenburg vom 5. April 1966 (Ns 61/66) c) den Beschluß des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 4. August 1966 (2 Ss 376/66) - 2 BvR 524/66 - 7. des Siegfried Mä... - Bevollmächtigte: Rechtsanwälte ... - gegen a) das Urteil des Amtsgerichts Nürtingen vom 21. April 1966 (4 Ds 45/66) b) das Urteil des Landgerichts Stuttgart vom 6. Juli 1966 (1 Ns 598/66) c) den Beschluß des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 31. Oktober 1966 (4 Ss 544/66) - 2 BvR 710/66 - 8. des Siegfried Que... - Bevollmächtigte: Rechtsanwälte ... - gegen a) § 53 (früher § 37) des Gesetzes über den zivilen Ersatzdienst in der Fassung vom 16. Juli 1965 - BGBl. I S. 984 - b) das Urteil des Schöffengerichts Ulm (Donau) vom 15. Juli 1966 (2 Ms 9/66) c) das Urteil des Landgerichts Ulm (Donau) vom 11. Januar 1967 (II Ns 312I66) d) den Beschluß des Oberlandesgerichts Stuttgart vom 6. März 1967 (3 Ss 88/67) - 2 BvR 171/67 - 9. des Uwe Kü... - Bevollmächtigter: Rechtsanwalt ... - gegen a) das Urteil des Amtsgerichts Gemünd (Eifel) vom 13. September 1966 (I e 58/65) b) das Urteil des Oberlandesgerichts Köln vom 19. Mai 1967 (Ss 88/67) - 2 BvR 431/67 -.
- BVerfG, 31.10.2023 - 2 BvR 900/22
Wiederaufnahme des Strafverfahrens zuungunsten des Freigesprochenen - Gesetzliche …
Soweit dieser Grundsatz eine erneute Strafverfolgung aufgrund der allgemeinen Strafgesetze betrifft, ist er durch Art. 103 Abs. 3 GG zum verfassungsrechtlichen Verbot erhoben worden (vgl. BVerfGE 3, 248 ; 12, 62 ; 23, 191 ; 56, 22 ).Der Grundsatz ne bis in idem sollte insoweit durch die Aufnahme in Art. 103 Abs. 3 GG inhaltlich nicht verändert werden (vgl. BVerfGE 3, 248 ; 9, 89 ; 12, 62 ; 23, 191 ; 56, 22 ).
(2) Auch aus Entstehungsgeschichte und Zweckrichtung ergibt sich, dass Art. 103 Abs. 3 GG über seinen Wortlaut hinaus nicht allein vor einer Verurteilung, sondern auch bereits vor allen Maßnahmen schützt, deren Zweck die mögliche Verurteilung ist (vgl. BVerfGE 12, 62 ; 23, 191 ; 65, 377 ; 162, 358 ; BVerfGK 4, 49 ; 13, 7 ).
(3) Art. 103 Abs. 3 GG verbietet die erneute Strafverfolgung nur, wenn ein Strafurteil dieselbe Tat, also den geschichtlichen - und damit zeitlich und hinsichtlich des Sachverhalts begrenzten - Vorgang zum Gegenstand hat, welchen Anklage und Eröffnungsbeschluss umreißen und innerhalb dessen der Angeklagte als Täter oder Teilnehmer einen Straftatbestand verwirklicht haben soll (vgl. BVerfGE 23, 191 ; 45, 434 ; 56, 22 ; BVerfGK 5, 7 ; 7, 417 ;… BVerfG, Beschluss der 2. Kammer des Zweiten Senats vom 15. Oktober 2014 - 2 BvR 920/14 -, Rn. 26).
Diese besondere Ausgestaltung des strafgerichtlichen Hauptverfahrens mit der Hauptverhandlung vermittelt dem auf ihm gründenden Urteil die Legitimation, die Grundlage für seine Rechtskraft ist und den damit verbundenen uneingeschränkten Eintritt des Strafklageverbrauchs im Sinne des Art. 103 Abs. 3 GG rechtfertigt (vgl. BVerfGE 3, 248 ; 65, 377 ; vgl. auch BVerfGE 23, 191 ).
- BVerfG, 14.03.1972 - 2 BvR 41/71
Strafgefangene
Der ohne Begründung ergangene Beschluß des zuständigen Richterausschusses gemäß § 93a BVerfGG vom 7. März 1963 - 1 BvR 701/62 -, mit dem die Verfassungsbeschwerde des jetzigen Beschwerdeführers gegen die Versagung der Genehmigung zum Bezug einer Zeitung verworfen wurde, steht dieser Entscheidung nicht entgegen; denn ein derartiger Beschluß entfaltet keine Bindungswirkung (BVerfGE 23, 191 (206 ff.)). - BVerfG, 14.07.2022 - 2 BvR 900/22
Eilantrag wegen Wiederaufnahme eines Strafverfahrens teilweise erfolgreich - …
aa) Art. 103 Abs. 3 GG garantiert als Prozessgrundrecht (vgl. BVerfGE 56, 22 ;… Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Bd. 3, 3. Aufl. 2018, Art. 103 Abs. 3 Rn. 14;… Nolte/Aust, in: von Mangoldt/Klein/Starck, GG, Bd. 3, 7. Aufl. 2018, Art. 103 Rn. 183) dem verurteilten Straftäter Schutz nicht nur gegen erneute Bestrafung, sondern bereits gegen erneute Verfolgung wegen derselben Tat (vgl. BVerfGE 12, 62 ; 23, 191 ).
- BVerfG, 15.10.2014 - 2 BvR 920/14
Strafnorm des hessischen Schulrechts gegen Entziehung eines Kindes von der …
aa) "Tat" im Sinne des Art. 103 Abs. 3 GG ist der geschichtliche - und damit zeitlich und sachverhaltlich begrenzte - Vorgang, auf welchen Anklage und Eröffnungsbeschluss hinweisen und innerhalb dessen der Angeklagte als Täter oder Teilnehmer einen Straftatbestand verwirklicht haben soll (vgl. BVerfGE 23, 191 ; 45, 434 ; 56, 22 ).Die von ihnen in diesem Zusammenhang angeführte Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Ersatzdienstverweigerung, wonach die wiederholte Nichtbefolgung einer Einberufung zum Zivildienst unter dem Gesichtspunkt eines einheitlichen und fortwirkenden inneren Entschlusses dann dieselbe Tat im Sinne von Art. 103 Abs. 3 GG darstellt, wenn der Dienstverweigerung eine fortdauernde und ernsthafte, an den Kategorien von "Gut" und "Böse" orientierte Entscheidung des Gewissens zugrunde liegt (vgl. BVerfGE 23, 191 ;… BVerfG, Beschluss des Vorprüfungsausschusses vom 28. Februar 1984 - 2 BvR 100/84 -, NJW 1984, S. 1675;… Beschluss der 3. Kammer des Zweiten Senats vom 11. Juni 2002 - 2 BvR 1194/01 -, juris, Rn. 3), lässt sich nicht auf vorliegenden Sachverhalt übertragen.
- BGH, 27.11.2018 - 5 StR 234/18
Selbstgeldwäsche durch den Vortäter (Einzahlung auf ein vom Täter geführtes …
Der Begriff der Tat im Sinne des Art. 103 Abs. 3 GG ist in seinem verfassungsrechtlichen Gehalt zu bestimmen als der geschichtliche - und damit zeitlich und sachverhaltlich begrenzte - Vorgang, auf den Anklage und Eröffnungsbeschluss hinweisen und innerhalb dessen der Angeklagte als Täter oder Teilnehmer einen Straftatbestand verwirklicht haben soll (BVerfGE 23, 191, 202; 56, 22, 28). - BVerfG, 31.05.2006 - 2 BvR 1693/04
Strafrechtliche Verfolgbarkeit von Verstößen gegen die Schulpflicht aus …
Der Verfassungsbeschwerde kommt weder eine grundsätzliche verfassungsrechtliche Bedeutung zu (§ 93a Abs. 2 Buchstabe a BVerfGG), da die maßgeblichen verfassungsrechtlichen Fragen vom Bundesverfassungsgericht schon entschieden sind (vgl. BVerfGE 23, 191 ; 45, 434 ; 56, 22 ), noch ist ihre Annahme zur Entscheidung zur Durchsetzung der Rechte der Beschwerdeführer angezeigt (§ 93a Abs. 2 Buchstabe b BVerfGG); sie hat keine Aussicht auf Erfolg. - OLG Bremen, 28.08.1995 - Ss 120/94
Voraussetzungen für eine Strafbarkeit wegen Dienstflucht; Verhängung einer …
Denn maßgebliches Kriterium ist nicht die Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft, sondern die Bedeutung des Grundrechts der Gewissensfreiheit (Art. 4 Abs. 1 GG ), das in Art. 4 Abs. 3 , Art. 12 a Abs. 2 Satz 3 GG eine besondere Ausprägung für Kriegsdienstverweigerer erfahren hat (vgl. BVerfGE 23, 191, 205; OLG Düsseldorf, NJW 1985, 2429 ; HansOLG Bremen, StV 1989, 395 m.w.N.).Wenn somit grundsätzlich die Anwendung des für Zeugen Jehovas, die aufgrund einer einheitlichen Gewissensentscheidung ein für allemal sowohl den Kriegsdienst mit der Waffe als auch den Zivildienst verweigern (BVerfGE 23, 191 ff.), entwickelten "Wohlwollensgebotes" auf andere Dienstverweigerer aus Gewissensgründen in Betracht kommt, ergibt sich für den vorliegenden Fall die Besonderheit, daß der Angeklagte zunächst den Kriegsdienst mit der Waffe und sodann als anerkannter Kriegsdienstverweigerer, nach Ableistung von 11 Monaten des 15-monatigen Zivildienstes, auch den zivilen Ersatzdienst verweigert hat.
Wegen der Besonderheit der von Angehörigen der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der Vergangenheit getroffenen und in die Zukunft fortwirkenden prinzipiellen Gewissensentscheidung gegen den Anspruch des Staates, die Wehrpflicht entweder durch den Wehrdienst oder durch Leistung eines zivilen Ersatzdienstes zu erfüllen (§§ 3, 25 WPflG ), hat das Bundesverfassungsgericht bei wiederholter Nichtbefolgung einer Einberufung zum zivilen Ersatzdienst das Vorliegen einer neuen "Tat" im Sinne des Art. 103 Abs. 3 GG und damit die Zulässigkeit einer Doppel- oder Mehrfachbestrafung verneint (vgl. BVerfGE 23, 191, 205 m.w.N.).
Der geforderte gewissensmäßige Zusammenhang zu der konkreten Zivildienststelle wird in diesem Beschluß - der keine Bindungswirkung entfaltet (§ 93 b BVerfGG ) - zwar mit dem Hinweis auf die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Verbot der Doppelbestrafung wegen wiederholter Nichtbefolgung einer Einberufung zum zivilen Ersatzdienst (BVerfGE 23, 191, 205) begründet.
Aus diesen Entscheidungen (BVerfGE 12, 45 ff. und 23, 191 ff.) kann nach Auffassung des Senats nicht gefolgert werden, daß sich der Gewissenskonflikt eines Totalverweigerers an der konkreten Ausgestaltung des Zivildienstes festmachen muß.
Das Verbot der Doppelbestrafung begründet das Bundesverfassungsgericht auch letztlich mit der Bedeutung der Gewissensentscheidung, die es bei Zeugen Jehovas klar erwiesen sieht (BVerfGE 23, 191, 205).
Darüber hinaus muß es sich um eine ein für allemal getroffene Entscheidung gegen (den Wehrdienst und) den zivilen Ersatzdienst handeln (BVerfGE 23, 191, 204).
- BVerfG, 08.01.1981 - 2 BvR 873/80
Kriminelle Vereinigung
"Tat" in diesem Sinne ist der geschichtliche -- und damit zeitlich und sachverhaltlich begrenzte -- Vorgang, auf welchen Anklage und Eröffnungsbeschluß hinweisen und innerhalb dessen der Angeklagte als Täter oder Teilnehmer einen Straftatbestand verwirklicht haben soll (BVerfGE 23, 191 [202]). - BVerfG, 24.04.1985 - 2 BvF 2/83
Kriegsdienstverweigerung II
Sein Kernbereich besteht darin, den Kriegsdienstverweigerer vor dem Zwang zu bewahren, in einer Kriegshandlung entgegen seinem Gewissen, das ihm eine Tötung grundsätzlich und ausnahmslos zwingend verbietet, einen anderen Menschen töten zu müssen (BVerfGE 12, 45 [56 f.]; 23, 191 [205]; 28, 243 [262]; 32, 40 [46 f.]; 48, 127 [163 f.]). - BVerfG, 13.04.1978 - 2 BvF 1/77
Wehrpflichtnovelle
b) Der Kerngehalt des Grundrechts aus Art. 4 Abs. 3 GG besteht darin, den Kriegsdienstverweigerer vor dem Zwang zu bewahren, in einer Kriegshandlung einen anderen töten zu müssen, wenn ihm sein Gewissen eine Tötung grundsätzlich und ausnahmslos zwingend verbietet (vgl. BVerfGE 12, 45 [56 f.]; 23, 191 [205]; 28, 243 [262]; 32, 40 [46 f.]). - BVerwG, 03.12.1968 - I WDB 19.68
Rechtsmittel
- BSG, 29.06.2000 - B 4 RA 57/98 R
Rechte auf Rente durch Erwerb von Rangstellen durch Beitr & auml; ge …
- BVerfG, 22.10.2003 - 2 BvR 1784/03
Zum Begriff derselben Tat in Art 103 Abs 3 GG
- BVerfG, 26.05.1970 - 1 BvR 668/68
Verfassungsrechtliche Anforderung an die Verhängung wiederholter …
- BVerfG, 10.02.1987 - 1 BvL 18/81
Einheitswerte I
- VG Karlsruhe, 15.12.2016 - 6 K 4048/14
Vorlage an das Bundesverfassungsgericht wegen Vereinbarkeit von BesG BW 2010, …
- BSG, 14.12.2011 - B 5 R 2/10 R
Sonderversorgung der Angehörigen des ehemaligen Ministeriums für …
- BVerfG, 16.03.2006 - 2 BvR 111/06
Keine Verletzung des Doppelbestrafungsverbots durch Verurteilung wegen Führens …
- BVerfG, 12.10.1971 - 2 BvR 65/71
Strafbarkeit der Wehrdienstverweigerung vor fehlender Anerkennung als …
- BVerfG, 10.05.1999 - 2 BvR 2259/97
Zur Frage derselben Tat iSv GG Art 103 Abs 3 sowie einer tatbestandlichen …
- BVerfG, 30.06.1988 - 2 BvR 701/86
Totalverweigerung I
- BGH, 28.11.1996 - StB 13/96
Straftatbestand der geheimdienstlichen Agententätigkeit (verfassungsrechtliches …
- BVerfG, 30.09.2005 - 2 BvR 1656/03
Anwendung des Straftatbestandes der Störung öffentlicher Betriebe auf eine …
- LSG Nordrhein-Westfalen, 31.01.2001 - L 10 VS 28/00
Lebendorgantransplantation im Ausland - Zulässigkeit einer Überkreuzspende - …
- BGH, 13.10.1970 - 1 StR 434/70
Fortgesetzte Gehorsamsverweigerung - Die Wehrdienstverpflichtung - Das Verbot der …
- BAG, 20.08.2002 - 9 AZR 750/00
Altersfreizeit - mittelbare Diskriminierung
- BVerfG, 11.01.2005 - 2 BvR 2125/04
Verfassungsmäßigkeit des Tatbegriffs im Strafverfahren
- BVerfG, 30.06.2005 - 2 BvR 1772/02
Allgemeine Handlungsfreiheit (Einfuhr von Cannabis zur Selbsttherapie; keine …
- OLG Karlsruhe, 09.10.1997 - 2 Ss 175/97
Einstellung eines Verfahrens wegen Strafklageverbrauchs; Freiheitsstrafe wegen …
- BVerfG, 07.09.1977 - 2 BvR 674/77
RAF
- BVerfG, 28.08.2003 - 2 BvR 1012/01
Prozessualer Tatbegriff und Verfassungsrecht; Weitergabe von Telefonmitschnitten …
- BAG, 23.11.1994 - 4 AZR 528/92
Zulassung der Revision in den Entscheidungsgründen
- OLG Celle, 14.05.1985 - 1 Ss 14/85
Verfahren zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer
- BSG, 09.10.2012 - B 5 R 196/12 B
Sozialgerichtliches Verfahren - Nichtzulassungsbeschwerde - Verfahrensmangel - …
- OLG Celle, 13.04.2010 - 32 Ss 7/10
Begriff der Tat im prozessualen Sinne
- BVerfG, 11.07.1967 - 2 BvR 566/66
Einstweilige Anordnung gegen Vollstreckung von Strafurteilen - …
- BVerfG, 09.03.2000 - 2 BvL 9/97
Unzulässige Richtervorlage zur Vereinbarkeit der § 3 WPflG , §§ 15a, 53, 56 ZDG …
- BayObLG, 17.11.1986 - 3 ObOWi 161/86
Geldbuße wegen der Weigerung sein Kind einzuschulen
- OLG Braunschweig, 01.09.1997 - Ss 27/97
- BVerfG, 11.06.2002 - 2 BvR 1194/01
Mehrfache Verurteilungen aufgrund wiederholter Dienstflucht verletzen bei …
- BVerfG, 13.02.1973 - 2 BvL 8/71
Verfassungsmäßigkeit der ausschließlichen Androhung von Freiheitsstrafe in § 56 …
- LG Hamburg, 18.05.2001 - 711 Ns 10/01
- VGH Hessen, 12.12.1991 - 6 UE 522/91
Vorbeugende Feststellungsklage betreffend Anspruch auf Teilnahme an …
- OLG Hamm, 25.02.1998 - 3 Ss 213/97
Eigenmächtiges Fernbleiben von der Truppe, Fahnenflucht, Verbot der …
- LSG Berlin-Brandenburg, 28.09.2012 - L 16 R 616/12
Sonderversorgungssystem - Entgeltbegrenzung - Verfassungswidrigkeit (verneint)
- LSG Berlin-Brandenburg, 30.12.2022 - L 17 R 22/22
Berechnung der Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung bei einem nach 1936 …
- BGH, 22.05.1992 - 2 StR 207/92
Vereidigungsverbot bei Beteiligung durch unterlassene Hilfeleistung
- BVerwG, 29.09.1982 - 8 C 136.81
Zivildienst - Dienstantritt - Entlassung - Arbeitsverhältnis - Pflegeanstalt
- LSG Berlin-Brandenburg, 04.01.2022 - L 17 R 288/19
Zugehörigkeit zur zusätzlichen Altersversorgung der technischen Intelligenz - …
- OVG Rheinland-Pfalz, 30.06.1995 - 10 A 12923/94
Zeugen Jehovas; Befehlsverweigerung; Politische Verfolgung
- BVerfG, 21.01.1969 - 2 BvR 566/66
Auslagenerstattung im Verfassungsbeschwerde-Verfahren
- BVerwG, 09.09.1969 - VIII C 32.68
Einberufung eines anerkannten Kriegsdienstverweigerers zum zivilen Ersatzdienst - …
- BVerwG, 30.10.1969 - VIII C 105.67
- VGH Baden-Württemberg, 23.08.1994 - 10 S 1182/93
Gewährung von Landeserziehungsgeld an den kinderbetreuenden Vater eines …
- VGH Bayern, 29.04.1992 - 7 B 90.1718
Physiologie-Praktikum ohne Tötung von Versuchstieren
- OLG Frankfurt, 22.04.1988 - 1 Ss 23/88
- VG Gera, 21.11.2019 - 4 K 1441/19
- BVerwG, 05.12.1991 - 9 B 171.91
Voraussetzungen für die Bewilligung von Prozesskostenhilfe - Anforderungen an die …
- OLG Hamm, 25.03.1983 - 6 Ss 2170/82
Tatbegriff des § 264 StPO beim unerlaubten Handeltreiben mit Betäubungsmitteln
- BVerwG, 04.10.1972 - I B 58.72
Nichtzulassung der Revision mangels grundsätzlicher Bedeutung - Verbreitung …
- OLG Karlsruhe, 13.07.1989 - 2 Ss 118/88
Totalverweiger müssen doppelt büßen
- OLG Hamm, 21.10.1983 - 1 Ss 760/82
- BVerfG, 21.01.1969 - 2 BvR 710/66
Gegenstandswertfestsetzung und Auslagenerstattung im …
- OLG Hamm, 15.09.2000 - 2 Ws 116/00
Dienstflucht, Bewährungsauflage, freies Arbeitsverhältnis, Verfassungsmäßigkeit, …
- OLG Stuttgart, 22.04.1988 - 5 Ss 145/88
Eigenmächtiges Fernbleiben eines anerkannten Kriegsdienstverweigerers vom …
- OLG Nürnberg, 10.05.1982 - Ws 272/82
Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft mit extremen und wirklichkeitsfremden …
- BVerwG, 04.10.1972 - I B 57.72
Nichtzulassung der Revision mangels grundsätzlicher Bedeutung - Verbreitung …
- BVerwG, 17.07.1968 - VIII B 154.67
Rechtsmittel
- BGH, 26.10.1976 - 1 StR 337/76
Verletzung des Grundsatzes ne bis in idem - Das verfassungsrechtliche Verbot der …
- BGH, 23.04.1968 - 4 StR 252/67
Rechtsmittel
- OLG Koblenz, 07.03.1984 - 2 Ws 110/84
Aussetzung des Strafrests eines Verurteilten; Verurteilung wegen Dienstflucht …